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Mai

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Design ohne Titel(4)

Unbewusstheit – So äußert sie sich

Als ich letzte Woche beim Einkaufen war, kam ich nicht umhin Zuhörerin eines Gespräches zwischen Vater und Sohn zu werden. Während ich etwas länger vor dem Regal stand und nach einem speziellen Gewürz suchte, wurde ich auf einen schätzungsweise 5-jährigen Jungen und dessen Vater aufmerksam. Der kleine Mann wollte seinen Papa davon überzeugen, eine bestimmte Sorte Frühstücksflocken zu kaufen. Mit großen Augen und hoffnungsvollem Blick sah er seinen Papa an, in der Hoffnung das Objekt seiner Begierde in den Einkaufswagen legen zu dürfen. Offensichtlich war der Papa aber dagegen. Was ja an sich überhaupt kein Problem ist. „Nein“ zu sagen ist vollkommen okay und keinesfalls ein Problem.

 

Allerdings machte der Vater folgende Bemerkung, die ich unweigerlich (weil sie in entsprechender Lautstärke ausgesprochen wurde ) mitbekam: „Du verstehst einfach nicht! Man kann nicht alles haben. Ich kann mir schließlich auch nicht die teuren Autos leisten, die ich auch noch selbst verkaufen muss!“

 

In diesem Satz war so viel Frustration, Negativität, Pessimismus, Aggression und Verbitterung enthalten, dass mir tatsächlich für einen kurzen Augenblick der Atem stockte. Ich musste einfach hinsehen. Der kleine Junge wurde ganz still. Seine Mimik war steinern, er ließ die Schulter fallen, senkte den Blick und stellte die Packung mit Frühstücksflocken zurück ins Regal.

Es liegt mir nichts daran den Moralapostel zu spielen und auch ich übe mich darin, weder über Situationen noch Menschen zu urteilen. Schließlich weiß niemand welchen letztlichen Sinn diese ganze Situation sowohl für den Vater auch für den kleinen Sohn hat. Nimmt man sich jedoch emotional aus diesem Geschehen ein wenig heraus und beobachtet das Ganze aus der Vogelperspektive, dann wird deutlich, dass der Vater einfach aus einer absoluten Unbewusstheit heraus agiert hat.

 

Unbewusst bedeutet: Er hat sich vollkommen mit seinen Gedanken identifiziert.
Er konnte in diesem Moment gar nicht anders reagieren, weil seine Gedanken ihn total vereinnahmt haben. Wahrscheinlich kreisten sie schon seit längerer Zeit  um finanzielle Probleme, Sorgen und Ängste. Wenn man diesen negativen Gedanken das Ruder überlässt, geschieht es sehr schnell, dass man sich total damit identifiziert. Man hält sich dann für „pleite“, „erfolglos“, „eine/n Verlierer/in“ usw. Und so baut sich schnell eine riesige Wolke aus dunklen, negativen Gedanken auf, die uns verschlingt, wenn wir nicht achtsam sind um rechtzeitig die Handbremse zu ziehen. Stecken wir mittendrin in negativen Gedanken, dann reagieren wir auch auf unsere Umwelt und Mitmenschen dementsprechend. Wir haben uns dann wortwörtlich nicht mehr unter Kontrolle und reagieren nur noch aus eingefahrenen Mustern und einem beleidigten, verängstigten Ego heraus.

 

Hätte es der Vater geschafft den negativen Gedankenfluss zu unterbrechen und damit aus der Unbewusstheit herauszutreten, dann wäre seine Reaktion eine völlig andere gewesen. Er wäre einfach im gegenwärtigen Moment geblieben, in dem sein Sohn ihn um den Kauf einer Packung Frühstücksflocken gebeten hätte. Eine ganz neutrale, alltägliche Situation. Bitte nicht falsch verstehen! Er hätte trotzdem „Nein“ zum Kauf sagen können. Aber dieses „Nein“ wäre ein vollkommen anderes gewesen, denn wäre aus einem anderen Seins-Zustand, einem anderen Gefühl entsprungen. Es wäre ein kraftvolles „Nein“ gewesen, welches aber einer völlig anderen Quelle entspringt. Kein „Nein“ aus einem beleidigten Ego heraus. Kein „Nein“, dessen Ursprung Gefühle der Angst und Frustration sind. Da gibt es gefühlstechnisch einen gewaltigen Unterschied. Bemerkst Du ihn?

 

Unbewusstes Handeln hat Auswirkungen. Immer. Bei einem selbst (in diesem Fall dem Vater) und unserem Gegenüber (hier der kleine Junge).